Der NRW-Wirtschaftsblog
Klartext
im Westen

Ausbildung ist Zukunft

Von Dorothee Feller

Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen

Zum Ausbildungsstart schreibt die Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Dorothee Feller, für den NRW-Wirtschaftsblog.

Am 1. August 2022 hat das neue Ausbildungsjahr begonnen. Dank des großen Engagements der Unternehmerinnen und Unternehmer stehen unseren Jugendlichen vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Unternehmerinnen und Unternehmer schaffen damit Zukunft für unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ausbildung und Beruf sind tragende Säulen für ein selbstbestimmtes Leben und die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe. Unternehmerinnen und Unternehmer leisten mit Ihrem Engagement in der Ausbildung junger Menschen einen wesentlichen Beitrag. Hierfür sage ich allen, die sich auf so hervorragende Weise einbringen, ein herzliches Wort des Dankes.

Leider kommen auf 100 freie Ausbildungsplätze in Nordrhein-Westfalen lediglich 92 Bewerberinnen und Bewerber. In nur zehn Jahren, von 2011 bis 2021, hat sich die Anzahl der Menschen in einer Dualen Ausbildung um rund 44.000 verringert. Das ist ein Alarmsignal! Für uns in Politik, für die Unternehmerinnen und Unternehmer, für Industrie und Handwerk, für unsere gesamte Gesellschaft, ist es dringend nötig, diesem Trend entgegenzusteuern.

Für Unternehmen sichert insbesondere die Duale Berufsausbildung die Versorgung mit qualifizierten Fachkräften, sie ist ein bedeutender Wettbewerbsfaktor. Das ist mir und der gesamten Landesregierung bewusst. In unserem „Zukunftsvertrag für Nordrhein-Westfalen“ haben wir eine Gesamtstrategie für gute Bildung und zur Verbesserung der Kooperation von Betrieben, Berufsschulen und überbetrieblicher Ausbildung angelegt – er wird die Richtschnur unserer Politik in den kommenden fünf Jahren sein.

Vier Punkte liegen mir dabei besonders am Herzen:

Stichwort Berufsorientierung und Praxisnähe: Für Jugendliche muss die Orientierung für Ausbildung und Beruf früh beginnen und noch praxisnäher weiterentwickelt und gestaltet werden. Es ist daher richtig, wenn Praxisphasen ausgeweitet werden, um Schülerinnen und Schülern bei Berufserkundungen oder in Praktika die persönliche Begegnung mit Ausbildenden und Verantwortlichen zu geben. Davon profitieren beide Seiten, denn es entsteht Vertrauen und auch Zutrauen in die Fähigkeiten der neuen potenziellen Auszubildenden.

Genauso wichtig ist es, Einblicke in die Duale Berufsausbildung und das Berufsbild zu ermöglichen, denn oft fehlt bei den jungen Menschen eine Vorstellung davon, was eine Ausbildung bedeutet. Mit Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschaftern, die in den Schulen über ihre Erfahrungen in der Dualen Ausbildung berichten, wird auch eine bessere Orientierung möglich.

Stichwort Durchlässigkeit von beruflicher und akademischer Bildung: Im Herbst werden wir in das neue Wintersemester starten. Mir ist wichtig, berufliche und akademische Ausbildung als völlig gleichwertig anzusehen. Oft entwickeln sich Kompetenzen und Fertigkeiten, aber auch weitere Interessen erst in späteren Jahren. Leistungen, die innerhalb einer Dualen Ausbildung erworben werden, müssen daher auch stärker für das Studium angerechnet werden können und natürlich umgekehrt ebenso.

Wir müssen es schaffen, eine größere Attraktivität und Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu gestalten.

Stichwort Digitalisierung: Unsere Berufs- und Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert. Die Digitalisierung ist aus kaum einem Lebens- und Arbeitsbereich mehr wegzudenken. Auch hier geben unsere Berufskollegs bereits aktuelle Antworten, ganz praktisch durch die Zusammenarbeit der Partner in der Lernortkooperation und die Förderung digitaler Schlüsselkompetenzen. Dafür benötigen die Berufskollegs aber eine zeitgemäße und digitale Ausstattung sowie die Bereitstellung von Personalressourcen. Beides steht im Fokus unseres Handelns.

Stichwort Internationalisierung: Trotz aller Krisen und Herausforderungen der letzten Monate und Jahre ist eines klar: Die Globalisierung schreitet voran und auch unsere Auszubildenden müssen damit umgehen und sich darauf einstellen. Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die jetzt ihre Berufsausbildung begonnen haben, werden internationale Erfahrungen daher immer wichtiger. Austauschprogramme wie „Erasmus+“ oder „AusbildungWeltweit“ und weitere Stipendienprogramme müssen weiter intensiviert werden, um unsere Auszubildenden auf die neuen Gegebenheiten vorzubereiten.

Über die Autorin
Dorothee Feller

Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen

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