Der NRW-Wirtschaftsblog
Klartext
im Westen

Kompetenzen schaffen für die Klimaherausforderungen von morgen

Von Josef Mennigmann

Präsident Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sind alle Möglichkeiten zu nutzen, erklärt Josef Mennigmann, Präsident Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW, im Blog.

Der Klimawandel und die Digitalisierung haben die Anforderungen an Handwerksbetriebe, so auch an den Garten- und Landschaftsbau, in den letzten Jahren grundlegend verändert: Die Notwendigkeit, städtische Räume klimaresilient zu gestalten, erfordert neue Kompetenzen und Technologien. Die Digitalisierung hat Einzug gehalten, um Prozesse effizienter zu gestalten. Gerade aus diesen Gründen sind gut ausgebildete Fachkräfte, die in der Lage sind, innovative Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, unabdingbar. Doch die Realität sieht leider anders aus: Der Mangel an qualifiziertem Personal in unserer Branche ist akut, und die Konsequenzen sind vielfältig. Es fehlt an Ausführenden auf den Baustellen, aber auch in der Planungsebene sowie im Bildungsbereich. Landschaftsarchitekt*innen und Ingenieur*innen sind dringend benötigt, um nachhaltige und klimaresiliente Konzepte zu entwickeln, Lehrkräfte an Berufs- und Fachschulen fehlen trotz ihrer entscheidenden Rolle bei der Ausbildung des Nachwuchses. Nicht zuletzt leiden auch Städte und Kommunen sowie Gartenämter unter den Folgen des Fachkräftemangels. Viele Fördertöpfe, die für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen zur Verfügung stehen, werden dadurch nicht vollends ausgeschöpft.

Unerlässlich: Klare Perspektive für Aus-, Fort- und Weiterbildung

Also was tun, um diesem Teufelskreis zu entgehen? Wir sollten das Problem in erster Linie bei der Wurzel packen: Eine klare Perspektive für die Aus-, Fort- und Weiterbildung zu schaffen, ist unerlässlich, um den anstehenden Herausforderungen in nachhaltiger Weise zu begegnen. Dazu gehört der Erhalt und die Unterstützung von berufsbildenden Schulen, überbetrieblichen Ausbildungsstätten und Hochschulen mit Bachelor- und Masterabschlüssen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf der Ausbildung von Lehrkräften liegen. Denn ohne sie werden auch nicht die Fachkräfte von morgen ausgebildet, die sich in den Betrieben und Stadtverwaltungen um die Klimaherausforderungen kümmern. Um ein attraktives Studienangebot zu schaffen, welches sowohl Fach- und Führungskräfte sowie auch Lehrpersonal für unsere Branche ausbildet, kann und sollte aus unserer Sicht ein „grüner Campus“ im Herzen Nordrhein-Westfalens eingerichtet werden, der für junge Menschen aus allen Ecken des Landes gut erreichbar ist. Dies würde die Studienattraktivität steigern sowie die Chancen erhöhen, qualifiziertes Personal für unseren Berufszweig zu gewinnen.

Doch neben diesen Bemühungen gibt es noch weitere Lösungsansätze, derer wir uns schon jetzt alle bedienen können und die uns dabei unterstützen, fachkundige neue Mitarbeitende zu finden. Eine Möglichkeit ist die Teilqualifizierung von Menschen, die keine klassische Ausbildung abgeschlossen, aber bereits relevante Erfahrungen in dem Berufsfeld gesammelt haben. Dies ist mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt ValiKom Transfer möglich – hier haben Arbeitskräfte ohne formalen Berufsabschluss und Quereinsteiger*innen mit einschlägiger Berufserfahrung die Möglichkeit, ihre fachlichen Kompetenzen im sogenannten Validierungsverfahren unter Beweis zu stellen.

Alle Möglichkeiten zur Fachkräftesicherung nutzen

Es lohnt sich jedoch auch, über den Tellerrand von Deutschland hinaus zu schauen und Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Dies kann durch gezielte Programme und Anreize geschehen.

Das bereits in 2019 eingeführte Teilhabechancengesetz ist ebenfalls ein wichtiger Baustein, um die Fachkräftesicherung in unserem Land nachhaltig zu stärken. Langzeitarbeitslose erhalten dadurch eine neue Perspektive auf dem Arbeitsmarkt – und wenn wir uns als Betriebe diesen Menschen zuwenden, werden wir langfristig davon profitieren und wertvolle Mitarbeitende gewinnen, die gerne bei uns tätig sind.

Bei der Fachkräftesicherung in NRW ist noch viel zu tun. Wir Unternehmerinnen und Unternehmer sollten alle Möglichkeiten nutzen, die uns bereits zur Verfügung stehen und uns auch für die Verbesserung der Bildungsstrukturen in unserem Land einsetzen. Denn sie bilden den Grundstein für den Zuwachs von qualifiziertem Personal. Für uns als Garten- und Landschaftsbau gilt jedenfalls: Es ist an der Zeit, in die Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften in dieser wichtigen Branche zu investieren, um die Städte und Gemeinden fit für die Zukunft zu machen und den Herausforderungen des Klimawandels erfolgreich begegnen zu können.

Über den Autor
Josef Mennigmann

Präsident Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW

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