Der NRW-Wirtschaftsblog
Klartext
im Westen

Messen: der direkte Weg in die Normalität

Von Gerald  Böse

Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölnmesse

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Koelnmesse, Gerald Böse, berichtet im NRW-Wirtschaftsblog über die Corona-Auswirkungen auf Messen.

Messen waren und sind von den Auswirkungen der Pandemie mit als erste und mit großer Wucht betroffen. Messen werden auf weltweiter Ebene aber auch ein hochwirksamer Katalysator auf dem Weg zurück zu wirtschaftlicher Normalität sein.

Dass Messen die Krise massiv spüren, liegt in ihrer Natur: Messen sind Kommunikation pur, sie sind im Kern dieselben Marktplätze wie seit Jahrhunderten. Hier lassen sich die besten Geschäfte mit Ausstellern und Besuchern aus allen Kontinenten immer noch im direkten Miteinander machen. Die aktuelle Beeinträchtigung des Messegeschehens trifft viele, denn Messen sind auch für die beteiligten Branchen wesentliche Impulsgeber mit immenser öffentlicher Strahlkraft. Und zudem unverzichtbare Antriebskräfte der regionalen Wirtschaft an ihren Standorten. NRW steht mit seinen Messeplätzen, allen voran Köln und Düsseldorf, in Summe sogar ganz vorne in der Weltrangliste.

Und Messen sind für das weltweite Wirtschaftsgefüge absolut systemrelevant, für viele Teilnehmer sogar von existenzieller Bedeutung. 90 Prozent der Aussteller im Programm der Koelnmesse gehören zum Mittelstand, internationale Fachmessen sind für sie das wesentliche Tor zum Weltmarkt. Als die Koelnmesse ihre Veranstaltungen von März bis August absagen oder verschieben musste, war die Diskussion mit unseren Partnern in den verschiedenen Wirtschaftszweigen von der Eisenwarenmesse über die photokina bis zur ART COLOGNE entsprechend hoch emotional. Aussteller und Besucher waren und sind getrieben von berechtigten Existenzsorgen, vor allem aber auch von der Sorge um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter.

Die gute Nachricht: Die Koelnmesse – mit 400.000 m² Hallen- und Außenfläche unter den Top Ten weltweit - wurde von der Krise mitten in einer Wachstumsphase, unmittelbar nach Beendigung des historischen Rekordjahres 2019 getroffen. Wie auch anderen deutschen Großmessen begegnet uns die Situation in einer starken Position. Und so, wie wir uns in unserer Verantwortung für unsere Partner und ihre Branchen frühzeitig zu Absagen entschlossen haben, so arbeiten wir auch intensiv an der Wiedereröffnung der Koelnmesse-Veranstaltungen – zunächst in digitalen Formaten.

"Messen sind für das weltweite Wirtschaftsgefüge absolut systemrelevant, für viele Teilnehmer sogar von existenzieller Bedeutung."

Veranstaltungen vor Ort in Köln wird es bis Ende Oktober nicht geben, zu tief sitzt die Unsicherheit der Aussteller und Besucher gegenüber persönlichen geschäftlichen Begegnungen noch in diesem Herbst. Aber wir gehen neue Wege! So können wir eines der größten Events der Welt – in digitaler Form - selbst in diesen Zeiten veranstalten. Die gamescom bringt auch 2020 weltweit Millionen Spielerinnen und Spieler zusammen, um gemeinsam die größten Neuankündigungen und News zu verfolgen und Games-Kultur zu feiern.

Das geschieht nicht nur im B2C-Bereich der internationalen Gamer-Community. Auch Europas führendes B2B-Event für Digital Marketing wird im September 2020 als DMEXCO @home komplett digital stattfinden. Die erste digitale gamescom und die DMEXCO @home stellen eine große Herausforderung dar, lehren uns aber auch, digitale Elemente ins Kommunikationsangebot zu integrieren und für unsere Kunden zu optimieren.

Nicht nur für die Koelnmesse und nicht nur im Umfeld der digitalen Themen wird das die Messelandschaft sicher verändern. Auch wenn physische Messen wieder möglich sein werden, werden sie viel stärker als zuvor auf die hybride Vernetzung von Messebetrieb und digitalem Zusatznutzen setzen. Denn dass es wieder persönliche Begegnungen an realen Messeständen an den klassischen Messestandorten geben wird, steht für mich außer Frage. Die Koelnmesse wird damit nun nicht in Köln, sondern im Ausland starten, den Anfang macht als B2B-Messe im Möbelzuliefererbereich die interzum guangzhou in China.

In jedem Fall schauen wir bei der Koelnmesse weiter in die Zukunft des Messegeschäfts, mit vorsichtigem, aber wie ich finde begründetem Optimismus. Auch im geschäftlichen Umgang bleibt der Mensch ein Sozialwesen. Wir freuen uns auf unsere Aussteller und Besucher – zunächst digital, aber zunehmend auch wieder vor Ort in Köln und überall auf der Welt.

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Gerald Böse

Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölnmesse

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