Was haben eine Personalmanagementfirma, ein medizinisches Versorgungszentrum für Zahnheilkunde und ein Übersetzungs- und Dolmetscherdienst gemeinsam? Sie sind Unternehmen aus NRW, sorgen mit ihren Innovationen dafür, dass unser Leben leichter wird – und: Sie werden von Migrantinnen und Migranten geführt. Drei Beispiele, die zeigen, wie vielfältig unsere Wirtschaft ist.
Wenn Sie das überrascht, bestätigt uns das in unseren Anstrengungen, dass wir den Beitrag, den Migrantenunternehmen zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Nordrhein-Westfalens leisten, besser sichtbar machen müssen. Wir wollen eine solide Basis für eine breite gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung legen. Das haben die Menschen, die Arbeitgeber für so viele tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind, verdient. Es ist aber auch gesellschaftlich geboten. Dafür möchte ich mich einsetzen.
Unternehmen, die von Migrantinnen und Migranten geführt werden, sind ein wichtiger Erfolgsfaktor und Jobmotor für Nordrhein-Westfalen. Von 2005 bis 2017 erhöhte sich die Zahl der Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund um gut 200.000 auf rund 768.000 Personen. Mittlerweile hat jede fünfte unternehmerisch tätige Person in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte. Migrantengeführte Unternehmen schaffen eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Ausbildungsplätzen für junge Männer und Frauen. Mir berichten viele Menschen immer wieder, dass Migrantenunternehmen als Arbeitgeber auch deswegen attraktiv sind, weil sie nicht nur Innovationen bieten, sondern auch interkulturelle Kompetenzen und eine gute Vernetzung zu Akteuren in ihren Herkunftsländern. Als Landesregierung unterstützen wir daher auch diese Unternehmerinnen und Unternehmer in der Gründungs-, Wachstums- und Konsolidierungsphase.
Der Unternehmenserfolg von Menschen mit Einwanderungsgeschichte ist die eine Seite. Auf der anderen empfinde ich aber, dass häufig eine ausreichende Anerkennung für das Geleistete fehlt. Ich wünsche mir deswegen kreative Plattformen, um die Erfolgsgeschichten migrantischer Gründerinnen und Gründer effektiver zu kommunizieren.
"Um die Potenziale der Migrantinnen und Migranten auch gesellschaftlich zu heben und sie für eine Unternehmensgründung zu begeistern, muss sich der Blick der Gesellschaft ändern. Weg von der Benennung der Defizite, hin zum Erkennen der Chancen."
Wir müssen den Unternehmergeist schon bei Jungen und Mädchen durch gute Vorbilder wecken. Sie brauchen dann in der Schule natürlich auch eine Chance, aktiv mit neuen Geschäftsideen zu experimentieren.
Gleichzeitig brauchen wir einen Perspektivenwechsel. Ich erlebe häufig, wie Menschen annehmen, dass migrantengeführte Unternehmerinnen und Unternehmer aus einer Notlage heraus den Weg in die Selbständigkeit gewählt haben. Das Gegenteil ist richtig: Für die meisten war es eine bewusste Karriere-Entscheidung. Der ökonomische Erfolg gibt ihnen Recht: Studien haben gezeigt, dass Unternehmerinnen und Unternehmer mit Einwanderungsgeschichte im Durchschnitt ein um 40 Prozent höheres Nettoeinkommen im Vergleich zu Migranten erwirtschaften, die in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt sind.
Um die Potenziale der Migrantinnen und Migranten auch gesellschaftlich zu heben und sie für eine Unternehmensgründung zu begeistern, muss sich der Blick der Gesellschaft ändern. Weg von der Benennung der Defizite, hin zum Erkennen der Chancen. Gerade motivierte Gründerinnen und Gründer lassen sich nicht in vorgeformte Muster pressen – sie sind oftmals innovative kreative Persönlichkeiten und Individualisten, die Freiräume brauchen, so dass sie bei der Unternehmensgründung von ihren Stärken und Talenten profitieren.
Rund ein Viertel aller Menschen in Nordrhein-Westfalen hat eine Einwanderungsgeschichte. Nordrhein-Westfalen ist geprägt von verschiedenen Kulturen. Diese gesellschaftliche Realität macht unser Land stark. Ich wünsche mir, dass wir diesen positiven Blick auch verstärkt auf diejenigen richten, die mit ihrem Unternehmergeist dafür sorgen, dass Nordrhein-Westfalen ein wirtschaftlich erfolgreiches Land bleibt. Migrantenunternehmen spielen dabei eine zentrale Rolle.