Industriebetriebe in NRW – und deutschlandweit – stehen aktuell vor komplexen Herausforderungen. Viele Probleme, denen wir uns heute stellen müssen, sind hausgemacht: ausufernde Bürokratie, zu hohe Lohnkosten, fehlende Digitalisierung und ein chronischer Fachkräftemangel sind Dinge, bei denen in der Politik die Weichen dringend in die richtige Richtung gestellt werden müssen. Ich wünsche mir mehr politische Entscheidungsträger auf allen Ebenen, die gemeinsam mit der Wirtschaft aktiv an einer zukunftsfähigen Gesellschaft arbeiten – nicht irgendwann, sondern jetzt.
Die Rahmenbedingungen müssen stimmen
Wir bei STAHLWILLE blicken auf eine über 160-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Gemeinsam mit unserer Belegschaft haben wir unser Unternehmen in den letzten fünf Jahren umgekrempelt und auf die Zukunft ausgerichtet. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auch mit unserer Produktion in Deutschland zu bleiben. Für ein solches Projekt braucht es Mut und einen langen Atem. Und das funktioniert nur, wenn wir uns entsprechend aufstellen und stets an uns arbeiten: Wir müssen unsere Unternehmenskultur weiterentwickeln, unsere Fertigung und unsere Maschinen modernisieren, um als Unternehmen „Made in Germany“ konkurrenzfähig zu sein. Doch was wir vor Ort als Unternehmen bewegen können, ist nur ein Teil der Geschichte.
Auch die äußeren Rahmenbedingungen müssen stimmen. Die Verantwortlichen in der Politik – von der kommunalen Ebene über die Landes- bis zur Bundespolitik – müssen verstehen, dass es ohne eine starke Industrie in Deutschland nicht geht. Die Industrie ist das wirtschaftliche Rückgrat unseres Landes. Wenn alle nur Dienstleistungen anbieten, welche Produkte werden dann noch verkauft? Wer entwickelt, wer baut, wer exportiert?
Deshalb setze ich mich dafür ein, dass wir als Hersteller gemeinsam mit unseren Verbänden den Rücken gerade machen: Wir haben eine Botschaft und wir wollen aktiv daran mitwirken, dass unser Land zukunftsfähig wird. Dazu gehört: Wir müssen der Politik sagen können, wenn etwas nicht funktioniert. Ein Beispiel ist das komplexe Berichtswesen, das viele Ressourcen bindet. Muss am Produktionsstandort in NRW tatsächlich gefragt werden, ob wir Kinderarbeit im Unternehmen hier vor Ort zulassen oder ob Mitarbeiter unterhalb des Mindestlohnes beschäftigt werden? Ich denke, da kann den Unternehmen auch mehr Vertrauen entgegengebracht werden.
Gefragt sind pragmatische Lösungen
Ein anderes Beispiel ist die Frage, wie wir es schaffen, dass in Deutschland wieder mehr gearbeitet wird. Wenn wir weniger Teilzeit- und mehr Vollzeitbeschäftigung wollen, dann muss es mehr Betreuungsangebote für Kinder geben und auch für ältere Menschen, die sonst von Angehörigen gepflegt werden. Neben den fehlenden Betreuungsangeboten stehen wir zusätzlich vor der Herausforderung eines unzureichend ausgebauten ÖPNV sowie eines Mangels an bezahlbarem Wohnraum. Das alles sind Themen, die eher keine der dringend benötigten Fachkräfte in die Region locken. Hier könnte die Politik mit pragmatischen Lösungen Abhilfe schaffen.
Am STAHLWILLE-Standort in Wuppertal, aber auch in anderen Städten und Gemeinden in NRW müssen wir über weitere Infrastrukturprobleme sprechen, bei denen die Politik ihre Hausaufgaben machen muss. Wir brauchen eine verlässliche Energie- und Standortpolitik, schnellere Genehmigungsverfahren für Erweiterungen, Modernisierung und Bauprojekte und einen massiven Ausbau der digitalen Infrastruktur, im Sinne von Glasfaser bis zum Werktor.
Partnerschaftlich in eine starke Zukunft
Ich bin überzeugt, dass die Industrie in NRW eine starke Zukunft hat. Die Unternehmer im Land stehen für Innovationskraft, Zusammenhalt und unternehmerische Verantwortung. Statt mit dem Finger auf die Politik zu zeigen und nur zu kritisieren, wollen wir partnerschaftlich mit den Vertretern zusammenarbeiten, um das Land nach vorne zu bringen. Unternehmen, Arbeitnehmerverbände und Kommunen sollten gemeinsam nach den besten Lösungen suchen. Dafür engagiere ich mich auch persönlich, etwa in der IHK oder im Verband bergischer Unternehmer.
Weitere Informationen: www.stahlwille.com