In ihrem Spitzengespräch am 20. Mai 2025 haben die Vertreter des Ausbildungskonsenses beraten, wie erfolgreiche Berufsabschlüsse unterstützt und Ausbildungsabbrüchen vorgebeugt werden kann. Denn wer seine berufliche Ausbildung erfolgreich abschließt, wird zur Fachkraft.
Dies befähigt Menschen zum einen, ein eigenverantwortliches und auskömmliches Leben zu führen. Zum anderen sichert dies zu einem großen Teil den Wohlstand der Gesellschaft als Ganzes. Der Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen wirkt daher kontinuierlich darauf hin, dass alle interessierten jungen Menschen eine Ausbildung beginnen und auch erfolgreich abschließen können.
Bis Ende April 2025 haben sich 86.215 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen für eine berufliche Ausbildung beworben. Das sind über 3.000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres und fast 4.700 mehr als Ende April 2023.
Ausbildungsinteressierten jungen Menschen, Auszubildenden und Betrieben stehen inzwischen zahlreiche Angebote zur Unterstützung für verschiedene Herausforderungen zur Verfügung. Dazu gehören zum Beispiel die Assistierte Ausbildung (AsA), Berufssprachkurse für Auszubildende (Azubi-BSK), die Flexibilisierungsmöglichkeiten im Rahmen dualer Ausbildung (z.B. Verlängerung der Ausbildungszeit), die theoriereduzierte Ausbildung für Teilgruppen der Menschen mit Behinderung oder die Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE).
Die Partner im Ausbildungskonsens haben bei ihrem heutigen Treffen festgestellt, dass zu wenige dieser Angebote bei den Auszubildenden und den Betrieben ankommen. Die Angebote müssen vor Ort noch stärker präsent und praktikabler in der Umsetzung gemacht werden.
So kennen laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nur sieben Prozent der Ausbildungsbetriebe die von der Bundesagentur für Arbeit geförderte Assistierte Ausbildung.
Trotz erheblicher Bedarfe und einer Bundesförderung kommen zudem aktuell kaum Berufssprachkurse für Auszubildende zustande. In vielen Fällen kommt es bei der Einrichtung der Kurse zu Verzögerungen und Hinderungen aufgrund langwieriger Prozesse und bürokratischer Hürden über mehrere Behörden und Ebenen. Die Partner im Ausbildungskonsens sind sich einig, dass die Sprachförderung für einige Auszubildende ein wesentlicher Schlüssel zu einem erfolgreichen Berufsabschluss ist.
Mit dem heutigen Beschluss “Fachkräfte ausbilden – erfolgreiche Berufsabschlüsse im Fokus” haben die Partner im Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen das Ziel festgelegt, die Kenntnis über die unterschiedlichen Angebote zur Unterstützung von Ausbildungsverhältnissen sowie zur Begleitung bei Schwierigkeiten während der Ausbildung vor Ort zu erhöhen und die Strukturen der Zusammenarbeit weiter zu stärken. Hierfür setzen sie auch auf die regionalen Ausbildungskonsense in Nordrhein-Westfalen, indem die Umsetzungsmöglichkeiten in allen Regionen des Landes verbessert werden sollen.
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales: „Es ist gut, dass sich immer mehr junge Menschen wieder für eine berufliche Ausbildung interessieren. Wer eine Ausbildung erfolgreich abschließt, hat sehr gute Karten auf dem Arbeitsmarkt. Mit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung sind die jungen Menschen zugleich die Fachkräfte von morgen, die wir so dringend benötigen. Darum bin ich froh darüber und dankbar dafür, dass jeder der im Ausbildungskonsens vertretenen Partner in seinem Bereich seinen Beitrag für erfolgreiche Berufsabschlüsse leisten will. Neben der Fachkräfteoffensive NRW, ist dies ein weiterer wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung in Nordrhein-Westfalen.“
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie undstellvertretende Ministerpräsidentin: „Es ist ein gutes Zeichen, dass sich wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden – das zeigt, dass unser gemeinsames Engagement Wirkung zeigt. Wir wollen, dass junge Menschen ihre Stärken entfalten und selbstbewusst ins Berufsleben starten können. Dafür braucht es klare Informationen, passgenaue Unterstützung und – wenn nötig – Sprachförderung. Wichtig ist: Wir brauchen beides – berufliche und akademische Bildung. Nur so bringen wir Innovationen wirklich in die Praxis. Unser Ziel ist klar: Jeder junge Mensch, soll die Hilfe bekommen, die er braucht – wir können es uns schlicht und ergreifend nicht erlauben Potentiale liegen zu lasse. Der Ausbildungskonsens NRW hilft dabei, die vorhandenen Angebote bekannter zu machen und leichter zugänglich zu gestalten – für die Fachkräfte von morgen und eine starke Zukunft unseres Landes.“
Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft: „Eine gute Bildung und Ausbildung ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Leben. Besonders in den in den MINT-Fächern brauchen wir Nachwuchskräfte – sowohl mit akademischem als auch mit beruflichem Abschluss. Die Ausbildung junger Menschen zu qualifizierten Fachkräften ist DIE entscheidende Zukunftsfrage, ob wir unseren Wohlstand und unsere soziale Sicherheit werden halten und mehren können.“
Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung: „Die Schülerinnen und Schüler von heute sind die Fachkräfte von morgen – und es ist sehr wichtig, dass wir allen, die eine Ausbildung anstreben, beste Voraussetzungen bieten, um in ein Berufsleben zu starten, das ihnen Spaß macht und ihren Interessen entspricht. Dabei ist die Zusammenarbeit der Partner im Ausbildungskonsens von zentraler Bedeutung, um verzahnte Angebote der Institutionen im Übergang Schule und Beruf, aber auch während der Berufsausbildung zu schaffen. Die Erweiterung von Praxisphasen im Übergangssektor, der Einsatz von Übergangslotsen und stärkere dualisierte Bildungsgänge sind bereits gute Beispiele für eine gelungene Kooperation. Wir arbeiten ständig daran, den Übergang von der Schule in den Beruf weiter zu verbessern.“
Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit: „In NRW nehmen junge Menschen die duale Ausbildung als verlässlichen Weg in den Beruf wahr. Auch in diesem Jahr liegt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber über der des Vorjahres. Diese Entwicklung freut uns sehr. Eine Herausforderung ist es, junge Menschen nicht nur zu orientieren und in Ausbildung zu bringen, sondern sie auch auf dem Weg zum erfolgreichen Abschluss zu begleiten. Der Einstieg allein reicht nicht – entscheidend ist, dass die Ausbildung auch zu Ende geführt wird. Die Agenturen für Arbeit setzen deshalb verstärkt auf langfristige Begleitung und Nachbetreuung, sobald eine Ausbildung begonnen worden ist. Sie helfen Jugendlichen und Betrieben, rechtzeitig Hürden zu erkennen und Lösungen zu finden. Nur wenn Orientierung, Einstieg und Durchhalten zusammenkommen, wird Ausbildung zum Erfolg.“
Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW: „So erfreulich es ist, dass mehr junge Menschen eine Ausbildung beginnen wollen, so besorgniserregend ist die sinkende Zahl angebotener Stellen. Zu viele Jugendliche gehen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer aus und auch die Zahl derer, die ihre Ausbildung abbrechen, ist erschreckend hoch. Im Ergebnis verbleiben 750.000 junge Menschen in NRW dauerhaft ohne Berufsausbildung. Damit dürfen wir uns nicht abfinden! Es müssen sich wieder mehr Unternehmen an der Ausbildung beteiligen. Und sie müssen mehr Verantwortung für ihre Azubis übernehmen und die Ausbildungsqualität verbessern, damit es zu weniger Ausbildungsabbrüchen kommt.“
Arndt G. Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw): „Die hohe Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss kann uns alle nicht unberührt lassen. Ein fehlender Berufsabschluss erschwert den weiteren Lebensweg und die gesellschaftliche Teilhabe. Dies kann spürbare Auswirkungen auch auf den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft haben. Gleichzeitig ist das eine schlechte Nachricht für unsere Unternehmen, da sie auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen sind. Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen übernimmt Verantwortung, um das zu ändern: durch aktive Berufsorientierung, Investitionen in Ausbildungsqualität und die Qualifizierung Ungelernter. Doch wirtschaftliches Engagement allein genügt nicht. Wir brauchen auch eine Bildungsoffensive, die in der Kita beginnt, die Schulqualität deutlich verbessert und auch danach Chancen eröffnet. Ich begrüße, dass der Ausbildungskonsens NRW dazu seinen Beitrag leistet.”
Ralf Stoffels, Präsident der IHK NRW: „Das Fundament für einen erfolgreichen Berufsabschluss wird lange vor dem ersten Tag im Ausbildungsbetrieb gelegt. Persönliche und schulische Grundlagen sowie eine gute Berufsorientierung sind zentrale Berufsstartkompetenzen. Sie sind entscheidend, damit junge Menschen ihre duale Ausbildung erfolgreich meistern. Die Unternehmen in NRW engagieren sich stark – sie brauchen dafür verlässliche Rahmenbedingungen und praxisnahe Unterstützung. Wichtig ist, dass Hilfsangebote unbürokratisch, wirksam und vor Ort verfügbar sind, wenn junge Menschen auf dem Weg zur Berufsstartkompetenz Begleitung benötigen. Daran arbeiten wir gemeinsam im Ausbildungskonsens.“
Rüdiger Otto, Präsident Unternehmerverband Handwerk NRW: „Eine erfolgreiche Gesellen- bzw. Anschlussprüfung am Ende der Ausbildung ist den Ausbildungsbetrieben im Handwerk ausgesprochen wichtig. Denn dies ist das Ziel jeder betrieblichen Ausbildung im Sinne von Betrieben und Auszubildenden. Wir müssen gemeinsam mehr tun, um erfolgreiche Berufsabschlüsse zu fördern. Denn wir brauchen alle jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entschieden haben, später als Fachkräfte. Einen besonderen Fokus richten wir gerade auf das Förderinstrument AsA flex der Arbeitsagenturen, das viel mehr Ausbildungsbetriebe zur Unterstützung leistungsschwächerer Auszubildende kennen und nutzen müssen."
Andreas Ehlert, Präsident von HANDWERK.NRW: „Es ist erfreulich, dass das Interesse junger Menschen an einer beruflichen Ausbildung wächst. Das zeigt: Die duale Ausbildung ist attraktiv, modern und öffnet zahlreiche Türen für den weiteren Karriereweg. Gemeinsam mit der Landesregierung wollen wir daran arbeiten, dass die sinnvollen Unterstützungsangebote für Auszubildende und Betriebe in der Breite noch besser ankommen. Das Handwerk braucht heute und in Zukunft Auszubildende, die zu Fachkräften, Führungskräften oder Betriebsinhabern werden.“
Berthold Schröder, Präsident Westdeutscher Handwerkskammertag: „Die grundlegenden Berufsstartkompetenzen auf der Basis frühkindlicher und schulischer Bildung müssen sich deutlich verbessern. Sie sind die Grundlage für eine erfolgreiche duale Ausbildung und Voraussetzung für den Besuch einer Berufsschule. Mit diesem Hauptfokus gehen wir weit über die Handlungsmöglichkeiten des Ausbildungskonsenses hinaus. Im Interesse der Fachkräftesicherung für das Handwerk müssen wir alle Regelinstrumente im Ausbildungssystem nutzen und gleichermaßen bekannter machen, um den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zu fördern.”
Hartmut Krabs-Höhler, Vorsitzender Freie Wohlfahrtspflege NRW: „Eine gute Ausbildung ist der Schlüssel zum Erfolg im Beruf. Wir begrüßen daher die Initiativen, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern und Ausbildungsbetriebe dafür zu stärken. Wir können es uns nicht leisten, Jugendliche am Übergang Schule Beruf zu verlieren, weil sie sich nicht ausreichend informiert fühlen. Für die Gesundheits- und Sozialberufe in NRW müssen wir passgenaue Angebote am Übergang von Schule und Beruf entwickeln. Das ist zentral für das Gelingen der Fachkräfteoffensive.“
Bernd Zimmer, Vorsitzender FREIE BERUFE NRW: „Eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung ist ein exzellenter Weg in ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben. Er ist Erfolgserlebnis und stärkt das Selbstbewusstsein. Wir tun gut daran, Auszubildenden die bestmögliche Unterstützung zu geben, um diesen Schritt erfolgreich gehen zu können. Es ist daher unverzichtbar, die Unterstützungsangebote niederschwellig und strukturiert verfügbar zu machen, um erfolgreiche Abschlüsse – von Seiten aller Beteiligten - aktiv zu unterstützen. Die Freien Berufe unterstützen die Aktivitäten der Landesregierung und werden ihren Beitrag auch in Zukunft über Angebote der Kammern beisteuern und unser Engagement unermüdlich fortsetzen, das Niveau der herausragenden Auszubildendenzahlen stabil zu halten.“
Helmut Dedy (Hauptgeschäftsführer Städtetag NRW), Dr. Martin Klein (Hauptgeschäftsführer Landkreistag NRW) und Christof Sommer (Hauptgeschäftsführer Städte- und Gemeindebund NRW): „Auch die Kommunen in NRW benötigen dringend qualifizierte Fach- und Arbeitskräfte. Wir können es uns nicht leisten, junge Menschen auf dem Weg zu einem Abschluss einer beruflichen Ausbildung und damit dem Weg in die Arbeitswelt zu verlieren. Zielgenaue Unterstützungsangebote bei drohenden Ausbildungskrisen sind ein Schlüssel für erfolgreiche Berufsabschlüsse.“
Hintergrund Ausbildungskonsens NRW und regionale Ausbildungskonsense
Der Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen ist das Spitzengremium von Landesregierung, Wirtschaft, Gewerkschaften, Kammern und Freien Berufen, der Bundesagentur für Arbeit und den Wohlfahrts- sowie den Kommunalen Spitzenverbänden, das wichtige Weichenstellungen im Bereich berufliche Orientierung, Ausbildung und Fachkräftesicherung legt.
Der Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen trifft sich regelmäßig auf Spitzenebene und mehrmals im Jahr auf Arbeitsebene.
Die regionale Umsetzung erfolgt auf der Ebene der 16 IHK-Bezirke in den regionalen Ausbildungskonsensen in Zusammenarbeit der zuständigen Partnerorganisationen.
Foto: Mark Hermenau