„Das Abkommen ist wahrlich kein Grund zum Jubeln. Zwar sind die ursprünglich im Raum stehenden Zölle in Höhe von 25 Prozent oder gar mehr abgewendet. Und hoffentlich kehrt nun auch eine gewisse Verlässlichkeit in die Handelspolitik zwischen den USA und der Europäischen Union ein. Dennoch sind die neuen Zölle eine massive Belastung für den transatlantischen Handel. Das wird sowohl den USA als auch uns volkswirtschaftlich schaden. Wir dürfen daher jetzt nicht die Hände in den Schoß legen oder gar in eine handelspolitische Resignation verfallen. Die EU sollte vielmehr zügig und entschlossen eine weltweite Offensive für offene Märkte und fairen Freihandel ergreifen. Mehr denn je muss Europa nun auch seine Allianzen mit anderen großen Handelspartnern stärken. Dafür muss Europa auch selbst wirtschaftlich stark bleiben. Es kommt jetzt entscheidend darauf an, dass die EU die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Standorte konsequent in den Mittelpunkt ihrer Wirtschaftspolitik stellt.
Und auch mit Blick auf die USA ist es sinnvoll am Ball zu bleiben. Die USA sind seit Jahrzehnten der wichtigste Verbündete, aber auch Handelspartner Europas. Für Nordrhein-Westfalen sind die USA mit Ausfuhren in Höhe von 15 Milliarden Euro das drittwichtigste Exportland. Es wäre also völlig falsch, wenn wir uns nun von den Vereinigten Staaten abwenden würden. Im Übrigen dürften die Amerikaner schnell merken, dass die neuen Zollbarrieren auch kein guter Deal für sie sind. Denn die Verbraucher in den USA werden sich nun auf steigende Preise einstellen müssen. Ein US-Präsident, der seinen Wählern weniger Inflation versprochen hat, könnte dann schneller als gedacht an den Verhandlungstisch zurückkehren. Darauf sollte Europa schon jetzt hinarbeiten und sich vorbereiten. Hierbei wären zum Beispiel auch Deregulierung und Bürokratieabbau im transatlantischen Handel wichtige Ansätze. Möglichkeiten, zum beiderseitigen Nutzen enger zusammenzuarbeiten, gibt es viele – etwa bei Regulierungsfragen oder technischen Standards.“